Der Wein

An den Wein

Oh Freunde, welch Verheißung in dem Glas!

Wisst ihr was?

Ich will es Euch berichten

und das Geheimnis lichten.

Zwar ist des Kreises Quadratur

ein Kinderspiel dagegen nur,

doch davon hier ein anders mal.

Heut wolln wir alle Qual

und Sorgen von uns lassen.

Wir wolln das Ganze fassen –

und nicht nur mit den Händen.

Ja, sicher auch. Wir wenden

uns jetzt den geistig Dingen zu.

Natürlich brauchen wir hier Ruh,

denn Wein, der will erobert sein,

wie eine schöne Frau.

Nun weiß man ja genau

wie man das macht.

Habt acht!

Zuerst erfasst das Auge SIE!

Die Fülle, diese Harmonie

an Farbe, Körper, Geist und Lust! –

Dies scheint sie zu versprechen und just

in diesem Augenblick erwacht die Neugier.

Noch ein Stück von Ihr will ich erhaschen.

Ich möchte von Ihr naschen.

Ich komme näher. Dieser Duft

baut Brücken über jede Kluft,

die Vorsicht in uns aufgebaut.

Ich will ihn spüren auf der Haut,

den Lippen.

Ich werde von ihm nippen!

Jetzt ist´s getan!

Wohlan denn nun, wohlan!

Ich spüre die verhalt´ne Süße.

Sie steigt zum Kopf und in die Füße,

ergreift mein nunmehr schwaches Ich –

wie wird mir plötzlich schwindelich.

Und nochmals nehm ich eine Probe!

Oh Bachus! Dir und andren Göttern lobe

ich stetses Eingedenkt,

wenn Ihr mir solche Tropfen schenkt.

Die herbe Kraft,

der Säure Saft

und dieser süße Ton,

(ich sagt es glaub ich schon)

Und das Bukett –

Hab ich genügend hier getrunken,

so find ich alle Frauen nett,

wenn ich in ihren Arm gesunken!

Mir fallen meine Augen zu. Gut Nacht und gute Ruh.

Besuch vom Tod.

Hallo, Gevatter Tod.

Ach ja! Komm rein!

Du bist schon da?

Du sagtest, Du kommst nächstes Jahr.

Komm, setz Dich doch,

hier, trink den Wein

mit mir. Wirf ab das Joch.

Du meintest gerade noch,

mich holen müssen diese Stund´.

Ich fühle mich noch kerngesund.

Lass feiern uns, dass wir hier plauschen,

und uns an Wein und Wort berauschen.

Du siehst, Du kannst mich nicht erschrecken.

Komm, stoße an, und lass uns necken.

Mit frohem Ernst im Streben geben.

Ist doch der Tod nur Teil vom Leben.

 

 

 

Der Mond

Es fiel des Mondes bleicher Schein

Des nachts in´s Kämmerlein herein.

Ganz unsanft traf er dabei auf.

So nahm das Schicksal seinen Lauf.

Er brach sich, trotz dem hellen Schein,

ein Bein.

Jetzt humpelt er als alter Ball

durchs eiseskaltes Weltenall

und denkt bei seinen Runden,

wie er denn mag gesunden.

 

29.10.2016

Ein Abend in der Kuschelecke.

Der Herbst ist schon ein komisch Alter…

Die Blätter fall´n, die Felder liegen brach.

Das Leben klingt ein wenig wie – gemach…

Ein sommermüdes Blütenwunder säufst ein: Ach!

Und auf ihm ruht, für den Moment, ein letzter Falter.

Die Vögel singen nur verhalten noch ihr Lied,

die Sonne wird nun immer später wach,

die Andren gehen dem Ruf des Südens nach,

der Gänse Schrei verklingt, wird schwach,

ein Jedes, wenn es kann nach Süden flieht.

 

Ein Jedes? Nein! Ein Manches bleibt.

Gezwungen, oder auch gewollt.

Die Schönheit eines Blattes, das sich rollt

weil es sich färbt, ein Dank dem Leben zollt –

winz´ge Momente, wenn der Wind die Blätter treibt.

 

Heiner