Andacht 5

Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst * Andacht 14.1.23 Muckum

Erst wenn ein Mensch erkennt, dass er nur die Durchgangsstation einer übergeordneten Liebeskraft ist, wird er in der Lage sein , seine Selbstliebe, die Grenzen seines Ego zu öffnen für die Weitergabe an seine Nächsten.

Wer verharrt in Selbstsucht und Ich-Bezogenheit, dem wird es nicht gelingen, dazu beizutragen, die Schöpfung, das Leben und die Liebe zu schützen und zu bewahren.

Erst die demütige Gewissheit, als Geschöpf einer größeren Macht deren Kraft in sich zu haben, macht es möglich, diese in Haltung und Handlung weiter zu geben- nicht um geliebt zu werden, nicht als Pflichtdienst oder Tauschware, sondern weil es eine in jedem Menschen von Anbeginn angelegte Eigenschaft ist.

So bin ich selbst gut beraten, sorgfältig darauf zu achten, dass diese Kraft erhalten bleibt und sich nicht erschöpft in maßloser Hingabe.

Barmherzigkeit als sichtbare Form der Nächstenliebe hat kein berechnendes Motiv . Sie ist nur dann wahrhaftig zum Wohle der Nächsten, wenn sie einer Stärke entspringt und nicht um Stärke buhlt, wenn sie nicht ungefragt angedient sondern mit Respekt und Achtung angeboten wird.

Bis ich das alles begriffen habe, habe ich gedacht, gezweifelt, gerungen, verworfen und wieder von vorne überlegt, gegrübelt und geforscht. Wieder und wieder habe ich in den Büchern gelesen, habe weise Menschen befragt, erneut gesucht und mich erschöpft verirrt.

Erst jetzt nach den Jahren der Unsicherheit und spiritueller Suche habe ich etwas Wesentliches in den klaren und kompromisslosen Worten der heiligen Schriften entdeckt. Die Alten haben es geschrieben, die Weisen schon immer gesagt- ich habe es bloß nicht verstanden.

Barmherzigkeit ist keine „gute Tat“, keine Pflicht und keine Kosmetik für mein schwaches Ich. Barmherzigkeit bzw. Nächstenliebe ist eine geschenkte Kraft, wie mein Atem, meine Muskelkraft, wie meine Neugier- sie ist mir gegeben, angeboren und meine einzige Aufgabe besteht darin, sie zu pflegen und zu bewahren- zu meinem Wohle und dann zum Wohle aller Geschöpfe, die aus dem selben Schöpfungsakt geschaffen wurden, mit mir verwandt sind und verbunden.

Zu all dem Erkannten und soeben Gesagten folgendes Gebet:

Ich will darauf achten, zu geben ohne mich zu verausgaben- meine Hand nicht ungefragt zu reichen , nur weil ich mir ausdenke, dass sie gebraucht wird und zu lieben, weil ich es kann und nicht muss.

Ich will mich davor bewahren, nicht angezündet zu werden von dem Schmerz anderer und darin auszubrennen- meine Kraft zu teilen frei von Gewinnstreben und sorgsam darauf zu achten, dass sie sich nicht erschöpft in verstandesloser Verschwendung und Selbstvergessenheit.

Ich will die mir gegebene Liebe meinen Nächsten behutsam weiter geben ohne Pathos und Eitelkeit, mich selbst dabei sorgfältig pflegen wie der Bergretter seine Ausrüstung und der Baumeister Lot und Winkelmaß, damit ich nicht in Mitleidenschaft entkräftet verloren gehe……….. denn ich will weiter meine Nächsten lieben wie mich selbst. Amen

* einige Hinweise dazu auf der nächsten Seite

 

Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst

  • Korinther 13, 3-5

3 Selbst wenn ich all meinen Besitz an die Armen verschenke und für meinen Glauben das Leben opfere[1], aber ich habe keine Liebe, dann nützt es mir gar nichts. 4 Liebe ist geduldig und freundlich. Sie ist nicht verbissen,[2] sie prahlt nicht und schaut nicht auf andere herab. 5 Liebe verletzt nicht den Anstand und sucht nicht den eigenen Vorteil, sie lässt sich nicht reizen und ist nicht nachtragend.

  • Luther Bibel

3 Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst, 4 und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient

  • Franz vom Assisi
Wo die Barmherzigkeit und Klugheit ist, da ist nicht Verschwendung und Täuschung.“ – (Liebe und Barmherzigkeit: Legenden und Texte von Franz von Assisi )
  • 3 Mose 19:18

18 Räche dich nicht und sei nicht nachtragend! Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst!

  • Epheser 5 28 

So sollen auch die Männer ihre Frauen lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, der liebt sich selbst. 29 Denn niemand hat je sein eigenes Fleisch gehasst; sondern er nährt und pflegt es wie auch Christus die Gemeinde.

  • zu Jesaja 28,12

Gott spricht durch den Propheten:[26] „Dieß bereitet mir Erquickung, daß ihr die Mühseligen erquicket.“ O Mensch, bereite also Gott eine Erquickung, indem du dich nicht damit begnügst, zu beten: „Vergib mir;“ sondern erquicke die Mühseligen, pflege die Kranken, ernähre die Armen, so hast du dadurch ein Gebet verrichtet.

(Ausgewählte Abhandlungen des Bischofs Aphraates/Abhandlung über das Gebet Bibliothek der Kirchenväter Band 38)

  • 1 Johannes 4,7

Liebe Brüder, wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott.

  • Evagrio Pontico
  • Gesegnet sei der Mönch, der nach Gott alle Menschen als Gott betrachtet““ („Wüstenvater“, Abhandlung über das Gebet, Nr. 123 )
  • Thich Nhat Than

Alles, was wir für uns selbst tun, tun wir auch für andere, und alles, was wir für andere tun, tun wir auch für uns selbst.

  • L. Annaeus Seneca,

Der Weise […] fühlt kein Mitleid, weil dies ohne Leiden der Seele nicht geschehen kann. Alles andere, das meiner Ansicht nach die Mitleidigen tun sollten, wird er gern und hochgemut(Duden: froh und zuversichtlich gestimmt ) tun: zu Hilfe kommen wird er fremden Tränen, aber sich ihnen nicht anschließen; reichen wird er die Hand dem Schiffbrüchigen, […] dem Armen eine Spende geben, aber nicht eine erniedrigende, wie sie der größere Teil der Menschen, die mitleidig erscheinen wollen, hinwirft und damit die verachtet, denen er hilft.“ ber die Milde II,6)

  • Philipper 2, 3-4

Seid nicht selbstsüchtig; strebt nicht danach, einen guten Eindruck auf andere zu machen, sondern seid bescheiden und achtet die anderen höher als euch selbst. Denkt nicht nur an eure eigenen Angelegenheiten, sondern interessiert euch auch für die anderen und für das, was sie tun. (Neues Leben Bibelübersetzung, Holzgerlingen, 2002)

  • Koran, 28:77

Tue Gutes, wie Allah dir Gutes getan hat; und begehre kein Unheil auf Erden; denn Allah liebt die Unheilstifter nicht (Der Koran. Gütersloher Verlagshaus: Gütersloh, 1987)

  • Immanuel Kant

Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ ( Gesammelte SchriftenBd. 23 )

  • Gebet

    jede Form menschlicher Kommunikation mit tranzendenten „Wesen“.