von Heiner

I.

Das Gummiband Ravensbergia 17.01.01

Ein Gummiband in blassem Rot,

verlassen und recht einsam,

ein trostlos, traurig Anblick bot.

Ich glaub, es war ihm peinsam.

Es hing an eines Nagels Kopf,

der tief im Mörtel war versenkt,

durch eines Hammers harten Klopf

und auch der Nagel schien gekränkt.

So hingen sie und konnten sich,

trotz Kunst befliss`ner Mengen,

und die Kritik war fürchterlich,

nicht voneinander trennen.

Ich sah das Kunstwerk unter vielen

In DOKUMENTAs eitlem Dunst

Und müde Gäste auf den Stühlen,

erschlagen fast von so viel Kunst.

Und nur der Künstler fand sie schön,

der dieses Werk geschaffen,

doch die zur DOKUMENTA gehen,

die finden´s für die Affen.

Was soll denn das, so hört ich sagen.

Ja, sehn Sie nicht, das ist doch klar,

Da fasst die Staatsgewalt am Kragen

Das rote Pack, wie wunderbar.

Da kam ein Junge angerannt

Und nahm das rote Gummiband.

Umspannt damit zwei Kartenspiele,

damit nichts auseinanderfiele.

Und die Moral von der Geschicht?

Trau bloß nicht jedem Kunstwerk nicht.

Es könnte, denn oft trügt der Schein,

gar keines sein.

 

II.

Das Plumpsklo, oder warum es heute so viele Legastheniker gibt. DT Juli 04 393, 120

Ach, wie war es ehedem

In dem Häuschen so bequem,

welches meistens abseits stand

und als Plumsklo war bekannt

Durch die Tür, wenn Sonnenschein,

ließ ein Herz die Strahlen ein

und durch viele kleine Spalten

konnt sich drinnen Licht entfalten,

denn wär solches nicht gewesen.

Könnt man die Zeitung gar nicht lesen,

die für hinterlist´ge Zwecke

aufgehängt war in der Ecke.

Nun, Zeitung war sie mal gewesen,

denn vor Tagen schon gelesen,

war sie handlich und in Stücken

aufgehängt, um zu beglücken

all die Nutzer dieses Ortes

mit der Allgewalt des Wortes.

Als Kind saß ich, dem Denker gleich

In diesem dämm´rigen Bereich

Und setzte großen Ehrgeiz drein

Die Worte, möglichst auch die Reih´n

Zu buchstabieren und zu lesen

Und dann zu denken, was gewesen

Auf jenem Stück, was abgeschnitten –

Gedanken traten, unbestritten

ein, in die fernen Märchenwelten,

wo andere Gesetze gelten.

Hernach, nach lesen, Träumerei,

war´s zweite Lesen an der Reih´

und zwar von hinten, mit Bedacht,

wozu die Zettel ja gemacht,

und so lernt´ ich ganz nebenbei

träumend das Lesen einz, zwei, drei.

Und die Moral von der Geschicht?

Nur weil ein Plumsklo gibt es nicht,

ist Phantasie bei Kindern schwer

und lesen könn´ se´ auch nicht mehr.

 

III.

Man geht zu Italiener (mit dem Handy)

Das Sprechen döst.

Es wurde wohl vergessen.

Das Display hat indessen

die früheren Interessen

abgelöst.

Ein Jeder hat Verbindungen zur Welt,

hat BVB und Bayern nah dabei.

Der Meter Abstand von den Zwei

ist größer als ein Fußballfeld.

Na, endlich kommt das Essen, da bietet sich ein Thema an.

Ja, das sieht aber gut aus! Kann

ich auch einmal davon probieren? Dann

(gedacht) ist´s nicht so öde hier zu sitzen.

(Der Pizzaofen hilft beim Schwitzen)

Man ist gesättigt, die Hände liegen auf dem Bauch

Und andre liegen

auf dem Schoß.

Im Hals, vielleicht vom Essen, sitzt ein Klos.

Was ist denn nur mit diesem Miteinander los?

Ob sich wohl auch die Betten nicht mehr aneinander fügen?

 

IV.

27.04.19 im Paraplu

Der Arsch, er hängt,

schön eingezwängt

in eine Hose,

die oben lose

dem Bauch genügend Freiheit gibt.

An beiden Seiten von dem Hocker

quellen die Massen völlig locker,

indem der gut Beleibte

sich ein paar Biere einverleibte.